Vielleicht hast Du sie auch gesehen – eine überdimensionale Wolke auf Rädern, die über Münchens Radwege flitzte. Hinter der Aktion steckt Martin Nothhelfer von „pretty bloody simple“. In der letzten Juliwoche war der Künstler mit dem Projekt Wolkenradler unterwegs, um auf die schlechte Luftsituation in der Landeshauptstadt aufmerksam zu machen. Mit der audiovisuellen Tallbike-Kunstinstallation begeisterte er nicht nur die Münchner*innen, sondern erhielt auch international Aufmerksamkeit. Ziel des Projektes ist es, die Luftqualität auf der Fahrtstrecke sichtbar zu machen: Seifenblasen zusammen mit fröhlicher Musik stehen für gute Luftqualität, Rauch und bedrohliche Musik für stark belastete Luft. Bei der Entstehung der Kunstinstallation wurde Martin Nothhelfer von einem kleinen Team unterstützt: Björn Friese (YummyBeats) produzierte die passenden Musikstücke, Andreas Reheis und Lucas Schulte kümmerten sich um die technische Realisierung. Das Tallbike wurde eigens von den ZengaBros in Kanada gebaut.
Das Fazit des Künstlers nach einer Woche im Wolkenkostüm: „Die Aktion ist unglaublich gut angekommen, auf der Straße in direkter Kommunikation mit den Menschen, sowie das ausschließlich positive Medienecho, welches uns natürlich sehr freut.“ Auch Stephanie Jacobs, Umweltreferentin der Stadt München, interessierte sich für die Aktion und begrüßte den Künstler am Münchner Rathaus. „Ich finde die Aktion wichtig und gut“, so Stephanie Jacobs. „Damit erinnert er uns alle daran, uns weiterhin für eine saubere Luft in München einzusetzen.“
Die Umweltreferentin weist außerdem darauf hin, dass der Radverkehr bei der notwendigen Verkehrswende eine wichtige Rolle spielt. Das ist ganz im Sinne des Wolkenradlers, der auch ohne Wolkenkostüm ein begeisterter Radfahrer ist. Er sieht allerdings dringenden Handlungsbedarf im Bereich des Radverkehrsnetzes: „Es ist sehr beunruhigend, auf der Straße ohne eigene Fahrradspur direkt neben einem LKW zu fahren. Wir brauchen endlich ein eigenes sicheres, optimal verknüpftes Radverkehrsnetz ohne Lücken und Fahrradspuren müssen breiter angelegt werden.“
Sein Appell geht auch an die Politik, denn seiner Meinung nach werden Radfahrer*innen nicht als vollwertige Verkehrsteilnehmer wahrgenommen und geachtet: „Da wir Radfahrer*innen auch der Verkehr sind, wollen wir eine gerechte, demokratische Integration in den Verkehr. Im Vergleich mit Kopenhagen ist München ein Entwicklungsland! Wir brauchen mutige Entscheider in der Politik!“
Ebenso betont Andreas Schuster, Sprecher des Bündnisses für saubere Luft, dass die kürzlich festgelegten Maßnahmen im Masterplan für Luftreinhaltung in rechtskräftige Stadtratsbeschlüsse umgewandelt werden müssen, insbesondere was die Förderung des Fuß-, Rad und öffentlichen Personennahverkehr anbelangt. Zumindest sind sich der Künstler, die Umweltreferentin und das Bündnis für saubere Luft einig: Die Abgase des Autoverkehrs müssen reduziert werden.
Sylvia Hladky, ebenfalls Sprecherin des Bündnisses, ergänzt: „In München wird es immer enger, deshalb muss, auf Grund der Flächenkonkurrenz der Fokus auf einer Förderung von emissionsarmer und platzsparender Mobilität liegen. Mit Hilfe von mutigen Verkehrsversuchen kann darüber hinaus die wichtige Partizipation der Bürger*innen sowie zivilgesellschaftlicher Akteure gestärkt werden.“
Das Bündnis für saubere Luft wird sich auch weiterhin engagieren, um die Verkehrswende hin zu einer emissionsfreien, flächeneffizienten und nachhaltigen Mobilität voran zu treiben. Und auch den Wolkenradler wird München nicht missen müssen: Für die Radldemo im Rahmen der Umweltdemo „Mia ham’s satt!“ unter dem Motto „Saubere Luft statt Verkehrskollaps“ am 06. Oktober 2018 wird Martin Nothhelfer wieder in sein Wolkenkostüm schlüpfen.
Der Wolkenradler hat die Diskussion rund um die Luftreinhaltung neu entfacht und der Thematik einen künstlerischen Rahmen verliehen. Auch andere Orte sind von der schlechten Luftqualität betroffen. Deswegen würde Martin Nothhelfer die Aktion gerne weitertragen. In anderen Städten, mit anderen begeisterten Tallbike-Fahrern: „Jeder, der möchte, kann sich bei mir melden und die Aktion weiterführen. Nach der positiven internationalen Aufmerksamkeit wäre es schön, das Wolkenrad auf Reisen zu schicken. Jede Einzelperson und jeder Verein oder Unternehmen sind herzlich eingeladen selbst zu fahren und so das Wolkenrad bis nach London/Paris und vielleicht ganz Europa zu bringen.“
Begeisterte Radfahrer*innen können sich bei Interesse gerne direkt an Martin Nothhelfer richten oder uns per E-Mail kontaktieren.