Die Münchner Altstadt ist dicht bebaut. Im Sommer heizen sich die Straßen zwischen den Häuserschluchten stark auf. Das konnten wir bei der Hitzewelle im August hautnah miterleben. Die wenigen grünen Inseln, wie der Hofgarten und die Maximiliansanlagen oder der Herzog-Wilhelm-Park bieten daher willkommene und dringend benötigte Abkühlung. Sie sind aber auch stark genutzt und dadurch ziemlich überlaufen.
Wäre es nicht klasse, wenn es mehr Orte mit städtischem Grün, rauschendem Wasser und bequemen Sitzgelegenheiten gäbe? Orte, die zum Verweilen einladen, die Dir ermöglichen, eine kurze Auszeit aus dem oftmals hektischen und lauten Treiben der Großstadt zu nehmen? Und das alles gleich ums Eck, fußläufig erreichbar?
Auf dem umgestalteten Hackenplatz findet am 8. September ein ganz besonderer Abend statt. Mit Tanz, Feuer- und Licht-Shows.
Die Arbeitsgruppe „Bewegte Quartiere“ des Stammtisches Mobilität und Verkehrswende bei Green City e.V. hat in einem Co-Creation-Prozess mit Anwohner*innen und Gewerbetreibenden vor Ort ein Konzept für die Umnutzung und Neugestaltung der Parkplätze und des Straßenraums entwickelt. Mit unserer zeitweisen Neuinterpretation und Umnutzung des Hackenplatzes laden wir Dich ein, Platz zu nehmen, zu genießen und Deine Ideen einzubringen. Für kurze Zeit entsteht im September 2023 im Herzen der Stadt ein Ort zum Mitmachen, Abkühlen und Ausruhen. Los geht’s am Sonntag, den 03. September ab 18:00 Uhr. Wir schaffen einen temporären Wohlfühlort mitten in der Stadt. Dabei sind wir im Einklang mit Konzepten und Ansätzen der Landeshauptstadt München, wie dem Freiraumquartiersansatz, die Biodiversitäts- und Mobilitätsstrategie sowie die Altstadt für alle.
Wir wollen damit eine Veränderung begleiten, die mittlerweile weltweit in den Städten stattfindet. Mal politisch unterstützt und gesteuert. Mal durch viele engagierte Menschen und graswurzelartig vorangetrieben. Mehr Grün, mehr qualitätsvolle und klimanagepasste Aufenthaltsflächen und ein Umdenken im Mobilitätsverhalten. Für diese Prozesse gibt es keine Blaupause, keinen richtigen Weg und keine Schablone. Sie werden intensiv diskutiert, leidenschaftlich gelebt und hartnäckig bekämpft. Kurzum, eine Gesellschaft im Ausprobieren, im Umbruch, im Diskurs. Wir freuen uns auf Deinen Beitrag.
Zum Lesen, Ratschen und Nachbarn treffen. Weil es in München zu wenige Plätze gibt, die zum Verweilen einladen, an denen Menschen sich wohlfühlen und aufhalten können – ohne Konsumzwang.
Dr. med. Johann Thaller, Mitglied der Arbeitsgruppe "Bewegte Quartiere"
In der Altstadt treffen all diese Erwartungen auf engstem Raum aufeinander. Sie muss aber auch ein Ort des gesellschaftlichen Lebens, des Einkaufens, der ärztlichen Versorgung, der Kultur und Unterhaltung und des Wohnens sein. Mobilitätseingeschränkte Menschen müssen sie gut erreichen können. Wir wollen uns zu jeder Tages- und Nachtzeit sicher fühlen können.
In unserem Konzept greifen wir diese Bedürfnisse aus. Das Projekt hat verschiedene Elemente, die teilweise zum ersten Mal so oder in der Kombination in München eingesetzt werden.
Ist es zum Beispiel wirklich möglich, mit einem Stück Rasen die Temperatur auf einem Platz so zu reduzieren, dass wir die Abkühlung spüren, messen können? Wie hoch ist die Differenz zwischen unbegründeter und begrünter Fläche? Welchen Unterschied macht es, wenn ein Baum dazu kommt?
Wir schmücken die Fahrbahn mit Punkten. Warum? Zum einen sieht es einfach schön aus. Vor allem aber geht es uns darum zu schauen, ob wir mit dieser optischen Einengung der Straße wirklich den Verkehr verlangsamen können. Mit einem Augenzwinkern, welches vielleicht sogar die Spannung etwas reduziert, die oftmals im Straßenverkehr herrscht.
Wir haben für unsere Intervention lediglich eine Woche Zeit. Aus diesem Grund wollen wir so sparsam wie möglich mit dem eigesetzten Material umgehen. Wir setzen auf upgecycelte Paletten-Bänke aus einem Projekt der Technischen Universität München. Wir bauen diese mit ausgemusterten Betten und Möbel weiter aus. Leihen uns bei anderen Projekten Aufbauten aus und nutzen, was wir haben beziehungswiese angeboten bekommen. So vieles ist schon da, wenn man danach frägt und die Augen offen hält. Aus diesem Grund wollen wir auch im Anschluss unsere Möbel und Aufbauten weitergeben. Bereits am 10. September kannst Du sie beim Tag des guten Lebens im Dreimühlenviertel wiederentdecken.
Uns ist wichtig, dass unsere Intervention nicht buchstäblich im leeren Raum stattfindet. Auch in unseren Vorüberlegungen und Planungen bauen wir am Hackenplatz auf anderen Ideen und Projekten auf. Wir setzen fort was Studierende von der TU München bereits angedacht und anderweitig erprobt haben. Auch dies ist Nachhaltigkeit.
Parklets, Wanderbäume, Sitzgelegenheiten und temporäre Verkehrsberuhigung und Radabstellanlagen sind für uns nur Werkzeuge. Wichtig ist uns, dass die Ideen und Erkenntnisse weitergetragen werden. Aus diesem Grund sind wir mit den Anwohnenden und den Gastronomen und Gewerbetreibenden in Kontakt. Und am Ende des Projektes steht ein Bericht an den Bezirksausschuss, der die Ergebnisse in seinen Antrag an die Verwaltung einfließen lassen kann, in welchem er eine Neugestaltung des Hackenplatzes fordert.
Und auch von Dir wollen wir wissen, wie es Dir gefällt und was Du Dir für den Platz vorstellen kannst und wünschen würdest. Nutze die Woche des verwandelten Hackenplatzes und lass Deine Fantasie sprießen.
Das Projekt Hackenplatz wird gefördert durch das Mobilitätsreferat und findet im Rahmen des Mobilitätskongress 2023 der Landeshauptstadt München statt.