In München ist der Kfz-Bestand zwischen den Jahren 2018 und 2019 um 14.554 Autos gewachsen ist, das ist ein Plus von zwei Prozent. Der Vergleich zwischen 2019 und 2020 dürfte ähnlich ausfallen.
Eigentlich schon: In einem Beschluss des Stadtrats vom 30.01.2019 wurde festgehalten, dass München wegen der geplanten Verkehrswende den Anteil an MIV (= motorisiertem Individualverkehr) bis 2025 (!) von heute 33% auf dann 20% senken muss. Davon ist bisher wenig zu spüren. Ganz im Gegenteil: Der Autoverkehr in München nimmt nach wie vor massiv zu!
Dabei geht es nicht einfach darum, den Autofahrenden Platz wegzunehmen. Die drohende Klimakrise, CO2 Ausstoß, Lärmbelästigung und Feinstaubbelastung durch zu viele Autos in der Stadt sind Grund genug, um die Aufteilung des öffentlichen Raums zu überdenken und endlich neu aufzuteilen. Das hat positive Effekte auf ganz vielen Ebenen.
Um eine Abnahme des Autoverkehrs zu erreichen, müssen andere Mobilitätsformen, die umweltfreundlich und raumsparend sind, attraktiver werden. Allen voran steht da das Fahrrad! Eine gute Radinfrastruktur ist ein wirksamer Pullfaktor für den Radverkehr, wie viele Städte weltweit gezeigt haben.
Neben der Verbesserung der Radwege kommt dem intensiven Ausbau von Radlparkplätzen eine wichtige Rolle zu. Die Botschaft lautet: Radfahrer*innen, ihr seid willkommen! Wir sind eine fahrradfreundliche Stadt! Deswegen fordern wir auch in unserem erfolgreichen Bürgerbegehren Radentscheid München: „Bedarfsgerechte, flächendeckende und sichere Fahrradabstellmöglichkeiten, damit sich in München Fahrräder sicher und geschützt abstellen lassen.“
Wichtig ist hierbei: Radlparkplätze dürfen nicht nur dort entstehen, wo es noch Platz für Abstellanlagen gibt (dieses Gefühl bekommt man, wenn man derzeit aufmerksam durch München radelt), sondern sollten direkt an häufig von Radler*innen angefahrenen Orten installiert werden: vor Geschäften, Supermärkten, Restaurants, Kinos, dem Arbeitsplatz… Im beengten Münchner Straßenraum sollten – wenn nötig – auch einzelne Kfz-Parkplätze zu Radlparkplätzen umgewandelt werden.
1) Die Fußgänger*innen
Wenn es keine Radlparkplätze am Zielort gibt, werden Räder prinzipiell auf dem Gehweg abgestellt. Das führt dort nicht nur zu unschönem Chaos, sondern auch dazu, dass Passant*innen und Bürger*innen mit Kinderwägen oder Rollstühlen und radelnde Kinder behindert werden. Um das zu verhindern, sollten auf den Gehwegen für Passant*innen laut „Gesamtkonzeption Fahrradparken in München“ aber 1,80m bis 2,30m verfügbar sein, die absolute Mindestbreite beträgt 1,60m. Sehr häufig wird noch nicht einmal diese Mindestbreite eingehalten. Ein zu schmaler, von Rädern verstellter Gehweg signalisiert: Fußgänger*innen sind nicht wichtig und bekommen nur den Raum, der eben noch übriggeblieben ist. In Zeiten von Corona ist eine zu geringe Gehwegbreite aber nicht nur unangenehm, sondern kann auch gesundheitsgefährdend sein.
2) Die Radfahrer*innen
Radfahrende stellen ihr Fahrzeug am liebsten so nah wie möglich am Zielort ab. Das ist einer der Vorteile des Radfahrens: keine Parkplatzsuche! Viele Radler*innen besitzen heute ein mittel- bis hochpreisiges Fahrrad, das natürlich diebstahlsicher und möglichst auch wettergeschützt abgestellt werden soll. Zweckmäßige Abstellanlagen kommen diesen Bedürfnissen entgegen.
3) Die Geschäfte
Kfz- Parkplätze vor einem Geschäft werden selten von möglichen Kunden genutzt. Die Autofahrenden parken, wo eben ein Parkplatz frei ist und gehen dann zu Fuß zum Ziel. Anders ist es mit den Radfahrenden: Sie parken – wenn möglich – direkt vor dem Geschäft, das sie betreten wollen. Werden vor einem Geschäft Kfz-Stellplätze in Radlparkplätze umgewandelt (ein Kfz-Stellplatz entspricht immerhin acht Radlparkplätzen ), so sinkt nicht die Anzahl der Kunden (wie häufig von Geschäftsinhaber*innen befürchtet wird), sondern tatsächlich erhöht sie sich. Geschäfte profitieren also von Radabstellplätzen in unmittelbarer Nähe.
4) Alle Bürger*innen
Mehr Radlparkplätze bedeutet weniger Kfz-Parkplätze, bedeutet weniger Autos in den Städten, bedeutet weniger Luftverschmutzung, weniger CO2 Ausstoß, weniger Lärm, weniger Unfälle.
Wir brauchen also dringend mehr Radlparkplätze !
Hier könnt Ihr den Handzettel zum Thema „Mehr Radlparkplätze für München“ als PDF-Datei herunterladen. Darin erfahrt Ihr alles über die Radlparkplatz-Situation in München und warum – wenn nötig und möglich – auch Kfz-Parkplätze zu Abstellflächen für Fahrräder umgewandelt werden sollten.
Auch bei Euch im Viertel fehlen Radlparkplätze? Der Handzettel informiert darüber, wie Ihr bei dem zuständigen Bezirksausschuss eine Umwandlung von Kfz- in Fahrradparkplätze beantragen könnt.
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