Bald ist es soweit: Am 5. November stimmen die Münchner*innen beim Bürgerentscheid Raus aus der Steinkohle über die vorzeitige Stilllegung des Blocks 2 im Heizkraftwerk Nord (HKW Nord) bis Ende 2022 ab. Wer noch nicht per Briefwahl gewählt hat, kann dann seine Stimme direkt für den Klimaschutz abgeben.
Und dafür gibt es viele gute Gründe. Allen voran sind das die ambitionierten Ziele, die sich der Stadtrat selbst im Rahmen des europäischen Netzwerks „Klima-Bündnis e.V.“ gesteckt hat. Die Stadt München hat sich in ihren Klimaschutzzielen für das Jahr 2030 vorgenommen, die pro-Kopf-Emissionen von Kohlendioxid gegenüber dem Ausgangsjahr 1990 zu halbieren. Laut einer Studie des Öko-Instituts wird dieses Ziel nach aktuellem Stand jedoch um eine halbe Tonne CO2 verfehlt. Demnach werden im Jahr 2030 statt den angestrebten 4 Tonnen 4,5 Tonnen CO2 pro EinwohnerIn ausgestoßen. Zumindest wenn alles so bleibt wie bisher.
Und aktuell stammen fast ein Fünftel der Münchner CO2-Emissionen aus dem Steinkohlekraftwerk in Unterföhring, das jährlich zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstößt – mehr als der gesamte LKW- und PKW-Verkehr der Landeshauptstadt. Umgerechnet auf alle Münchner*innen entspricht das 1,4 Tonnen pro Kopf. Oder eben nahezu dem Dreifachen der halben Tonne, die jede/r BürgerIn Münchens einsparen muss, um die gesetzten Klimaschutzziele bis 2030 noch zu erreichen.
Natürlich fallen diese durch das Abschalten des Kohlekraftwerks eingesparten Emissionen nicht komplett weg, sondern verlagern sich teilweise auf andere Bereiche. Die bisher im HKW Nord erzeugte Energie muss von anderen Kraftwerken erzeugt werden. Für die ausfallende Stromerzeugung kommen laut des Öko-Instituts vor allem emissionsärmere Gaskraftwerke wie das Heizkraftwerk München Süd auf. Zu einem kleineren Teil wird die Stromerzeugung von anderen Kraftwerken im deutschen und europäischen Strommarkt übernommen. Hier kommen vor allem erneuerbare Energien in Frage.
Neben dem Strom erzeugt das HKW Nord Wärme, die den Münchner Haushalten im Fernwärmenetz zur Verfügung steht. Andere mit Erdgas betriebene Heizkraftwerke können diese ersetzen. Die Planung der Stadtwerke München (SWM) sieht zudem vor, bis 2025 insgesamt fünf Geothermie-Anlagen in Betrieb zu nehmen, die die Versorgungssicherheit mit erneuerbarer Fernwärme sicherstellen.
Du als MünchnerIn hast mit dem Bürgerentscheid eine echte Chance, um beim Klimaschutz die Vorreiterrolle einzunehmen – noch vor der Bundeshauptstadt, die kürzlich den Kohleausstieg bis 2030 beschlossen hat. Mit dem Abschalten des Blocks 2 im Heizkraftwerk Nord können wir zeigen, dass wir es uns leisten können, schon sehr bald auf fossile Energieträger zu verzichten. Um diese Chance zu ergreifen, kommt es auch auf Deine Stimme an! Denn das Wahlergebnis hat nur Bestand, wenn zehn Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben.