Deutschland belegt den zweiten Platz im Rennen um Schokoladenkonsum. Nur die Norweger*innen naschen noch mehr Schokolade. Schokolade soll bekanntlich glücklich machen, doch unter der Herstellung der Süßigkeit müssen viele Menschen leiden.
Beim ersten Treffen der Green City Jugend im Jahr 2021 haben wir uns mit dieser Ungerechtigkeit beschäftigt, um herauszufinden, ob und wie wir etwas besser machen können.
Das Online-Treffen startete mit einem kurzen Quiz, in dem die Teilnehmer*innen erfahren haben, dass in Deutschland pro Kopf pro Jahr rund 11 kg Schokolade gegessen werden, dass Kakao ursprünglich aus Mexiko kommt und, dass er vor der Verarbeitung bitter schmeckt.
Im Anschluss wurde die Produktionskette vom Pflücken der Kakaofrucht bis hin zur fertigen Schokoladentafel und den damit verbundenen Probleme erklärt. Leider steckt hinter (konventioneller) Schokolade oft Ausbeutung von Arbeiter*innen, Kinderarbeit oder auch Kindersklaverei, sowie Umweltzerstörung.
Arbeiter*innen auf den Plantagen sind abhängig von den viel zu geringen Einnahmen der Kakaoproduktion (sie erhalten nur ca. 6 % des Verkaufspreises), weshalb oft Kinder mitarbeiten müssen, um genug für den Lebensunterhalt zu verdienen.
Diese Ausbeutung ist auf neokoloniale Strukturen zurückzuführen. Dies bedeutet, dass ein Land zwar unabhängig ist, aber dessen Wirtschaft (und damit auch Politik) von außen gelenkt wird. Dabei stehen Unterdrückung und Kapitalmaximierung im Vordergrund, weshalb Investitionen im Rahmen des Neokolonialismus die Kluft zwischen den reichen und den armen Ländern der Welt vergrößern.
Ein weiteres Problem ist die große Umweltzerstörung, die die Schokoladenproduktion mit sich zieht. Für Kakao- und Palmölplantagen wird Regenwald, welcher neben den Ozeanen der wichtigste CO2-Speicher der Welt ist, abgeholzt. Die globale Regenwaldzerstörung verursacht 20 % aller Treibhausemissionen. Des Weiteren werden beim Kakaoanbau Pestizide eingesetzt, welche die Böden auslaugen und das Trinkwasser der Region verunreinigen. Oftmals leiden die lokalen Gemeinden und Einwohner*innen sehr unter den Umweltveränderungen, da das Geld für Anpassung und Schutz fehlen oder nicht zur Verfügung gestellt wird.
Doch es gibt auch viele Unternehmen, die versuchen faire Schokolade herzustellen, um so Ausbeutung und Umweltzerstörung zu minimieren. Zwei Teilnehmerinnen haben uns hierfür als Beispiel die „Gute Schokolade“ von plant for the planet vorgestellt und erklärt, was der Unterschied zu konventioneller Schokolade ist. Die „Gute Schokolade“ setzt auf faire Bezahlungen für Arbeiter*innen und ist klimaneutral produziert. Außerdem wird für fünf verkaufte Tafeln Schokolade ein Baum gepflanzt.
Während einer gemeinsamen Schokoladenverkostung kamen wir zu der Zusammenfassung, dass es wichtig ist, auf faire Produkte zurückzugreifen, aber dass wir Unterdrückung und Abhängigkeit nur komplett beenden können, wenn wir neokoloniale Strukturen abbauen.
Schokoladenherstellung:
https://schokoinfo.de/schokotorial/vom-samen-zur-kakaobohne-zur-schokolade/
https://praxistipps.focus.de/herstellung-von-schokolade-so-laeuft-es-ab_114508
https://schokonews.de/2014/12/schokoladenherstellung-schokoladenproduktion-mit-infografik/
Kinderarbeit:
https://www.swr.de/swr2/wissen/studie-so-viel-kinderarbeit-steckt-in-kakao-und-schokolade-100.html
https://de.makechocolatefair.org/news/studie-kinderarbeit-im-kakaoanbau
Umweltzerstörung:
https://www.fr.de/wissen/klimakiller-palmoel-11009036.html
https://utopia.de/studie-palmoel-aehnlich-problematisch-wie-kohle-15089/
https://www.naturefund.de/artikel/news/der_klimakiller_palmoel/
Neokolonialismus:
https://www.marxists.org/subject/africa/nkrumah/neo-colonialism/introduction.htm
Gute Schokolade:
https://a.plant-for-the-planet.org/de/change-chocolate
Faire Siegel:
https://eatsmarter.de/gesund-leben/news/fair-trade-produkte