Relativ wenig beleuchtet wird hingegen die Auswirkung dieser Politik auf Klima- und Umweltschutz. Wir haben Beispiele zusammengetragen, die aufzeigen, wie Rechtsextremismus und der Klimawandel miteinander verbunden werden. Einige rechte Gruppierungen setzen Fragen des Klimaschutzes sogar für ihre Zwecke ein. Andere leugnen den Bedarf für mehr Klimaschutz hartnäckig.
Einerseits versuchen Rechtsextreme und identitäre Gruppierungen seit Jahren das Thema Umweltschutz für sich zu besetzten. Wobei viele ihrer Aktivitäten mit dem Heimatgedanken verbunden sind, dass man diese Heimat schützen müsse. Naturschutz ist Volksschutz, so die rechte These. Sie sprechen sich u. a. für ökologische Landwirtschaft, regionales Wirtschaften und gegen Gentechnik aus. Einige vertreiben sogar ihr eigenes “identitäres” Bier. Gerade in der jungen rechten Szene versuchen viele, hip, modern und “öko” zu wirken. Durch diesen Stil sind sie von Umweltaktivist*innen nicht immer sofort zu unterscheiden. Mit dieser Taktik versuchen rechte Gruppen, die Zustimmung von Bevölkerungsgruppen zu gewinnen, denen diese Themen am Herzen liegen. Sie verstehen Natur- und Umweltschutz oftmals als originär rechtes Thema. So beschreibt die Identitäre Bewegung auf ihrer Webseite den Menschen als Art, die “sich einerseits die Natur nutzbar macht und sie gleichzeitig bewahrt und mit ihr interagiert.” Die Organisation wird aber von Wissenschaft und Verfassungsschützern dem Rechtsextremismus zugeordnet.
Andererseits leugnen viele rechte Akteur*innen den menschengemachten Klimawandel. Oft wird wissenschaftlicher Konsens als Hysterie abgetan oder ins Lächerliche gezogen. Wie etwa AfD-Politikerin Beatrix von Storch, die als Lösung für die Klimakrise vorschlug, der Sonne zu “erklären, dass sie weniger scheinen solle.” No joke, aber nicht verwunderlich, da die AfD in ihrem Grundsatzprogramm Klimaschutz beenden will.
Eine oft getätigte Aussage in rechten Kreisen ist, dass die Überbevölkerung der Ursprung aller Umweltprobleme sei. Das ist auch immer mit Rassismus verbunden, da sie bevölkerungsreiche Regionen (oft im Globalen Süden) damit als Alleinverantwortliche anprangern. Wissenschaftler*innen haben diese These mehrfach widerlegt: Eine größere Bevölkerung steigert die globalen Emissionen – allerdings ist der Pro-Kopf-Ausstoß gerade in reichen, bevölkerungsarmen Ländern 50mal höher als in den ärmsten Ländern. Auch Hans Rosling geht in seinem Buch “Factfulness” detailliert auf diese Zusammenhänge ein.
Wie schon während der Corona-Pandemie bekannt wurde, verschwimmt oft die Trennlinie zwischen esoterisch-naturnahen Gruppierungen und Holocaustleugner*innen, Reichsbürger*innen und anderen Identitären.
Strukturschwache Regionen sind das Ziel “völkischer Siedler”, die sich dort als Ökolandwirt*innen, Handwerker*innen und Naturfreund*innen ausgeben. Sie organisieren gesellschaftliche Events wie Sonnwendfeiern und Zeltlager für Jugendliche. Sie wollen den lokalen Raum ergreifen, um dort antisemitische und rassistische Thesen zu verbreiten.
Ein weiteres häufiges Argument der rechten Szene ist, das Migration in Deutschland zu Flächenversiegelung führe, was wiederum das Artensterben befeuere. Sie warnen vor “Bevölkerungsaustausch” durch Migration und verbinden Naturschutz mit Volksgesundheit. Das ist natürlich Quatsch. Die wenigsten Migrant*innen leben im ländlichen Raum, sondern hauptsächlich in Städten, diese sind ohnehin versiegelt, auch ohne migrantischen Zuzug.
Einige rechtskonservative bis rechtsextreme Institutionen und Parteien nutzen die Themen Umwelt- und Klimakrise also für ihre Zwecke. Andere leugnen den menschengemachten Klimawandel und lehnen Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen ab. Beide Ausrichtungen sind Argumente, warum sich Green City e.V. partei-unabhängig gegen rechts engagiert.
Rechtes Gedankengut ist im Umwelt- und Klimaschutz oft nicht so einfach zu entdecken. Deswegen genau zuhören und hinschauen. Widersprechen. Mit anderen darüber sprechen, wenn etwa eine rechte Jugendbewegung Umweltschutzthemen vor Ort anbietet. Und natürlich auf Demos gegen rechts gehen. Das ist am Ende gut für alle: die Gesellschaft, die Demokratie und das Klima!
Fachstelle für Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz