Radl-Shuttle

Sicher mit dem Radl zur Arbeit

Zu eng. Zu voll. Zugeparkt oder überhaupt nicht vorhanden. Radwege in Deutschlands Großstädten entsprechen häufig nicht den Bedürfnissen der Fahrradfahrer*innen, obwohl genau diese ein wertvoller und relativ einfacher Beitrag zur Verkehrswende wäre. Insbesondere zu Stoßzeiten kann es zu gefährlichen Situationen oder gar Unfällen mit anderen Verkehrsteilnehmer*innen kommen. Im Umfeld von Green City e.V. wurde im Mai 2015 eine Idee geboren, die auf charmante Art und Weise zeigt, wie wichtig die Sicherheit für Fahrradfahrer*innen ist: Das Radl-Shuttle.

Die Straßenverkehrsordnung macht‘s möglich

Die Aktion macht sich den Paragrafen 27 der Straßenverkehrsordnung (StVO) zu Nutze. Dieser besagt, dass eine Gruppe von mindestens 16 Radfahrer*innen einen sogenannten „geschlossenen Verband“ bildet. Sinngemäß hat dieser gleiche Rechte wie ein Fahrzeug. Das bedeutet beispielsweise, der gesamte Zug darf eine rote Ampel passieren, solange die erste Person des Verbands noch bei Grün gefahren ist. Zudem ist die Radwegbenutzungspflicht nach Paragraf 2 (4) StVO aufgehoben und die Radler*innen dürfen auf der Fahrbahn zu zweit nebeneinander fahren. Diese Regelungen werden plausibler, wenn man den Zug mit einem langen Sattelschlepper vergleicht und daran denkt, wie er sich im Straßenverkehr bewegen würde.

Wir setzten das Radl-Shuttle im Sommer 2015 vier Wochen lang in München um. Zwischen 30 und 40 Radler*innen fuhren regelmäßig im Verband auf der rechten Fahrspur der Lindwurmstraße vom Stemmerhof bis zum Sendlinger Tor. Im Gegensatz zum dortigen Radweg, bot ihnen die Straße genügend Platz. Und alle kamen sicher und entspannt auf ihrem Arbeitsweg am Sendlinger Tor an. Im Übrigen verursachte das Radl-Shuttle so gut wie keinen Unmut bei den anderen Verkehrsteilnehmer*innen. Wir verknüpften übrigens keine konkreten Forderungen mit dem Radl-Shuttle. Aber das ist jedem, der eine solche Aktion durchführt, natürlich selbst überlassen. In München hat sich zudem eine Facebook-Seite gegründet, für alle Interessierte, die selbst ein Radl-Shuttle initiieren möchten. Wie Ihr Euren eigenen Radl-Shuttle organisieren könnt, erfahrt Ihr weiter unten.

Wie führt man ein Radl-Shuttle durch?

Drei Grundvoraussetzungen sind besonders wichtig:

  • Ihr benötigt mindestens 16 Radfahrer*innen, damit die oben erwähnten Paragrafen wirksam werden.
    Aus unserer Sicht sollte das Radl-Shuttle nicht als eine Guerilla-Aktion gegen etwas verstanden werden.
  • Das Radl-Shuttle bringt Pendler*innen sicher zur Arbeit.
  • Ein Radl-Shuttle sollte möglichst nicht den Charakter einer organisierten Veranstaltung haben. Dadurch gefährdet Ihr das Projekt am ehesten. Denn Veranstaltungen können von Polizei oder zuständigen Referaten untersagt werden.

Es ist eine Gratwanderung. Denn Uhrzeit und Ort, an dem das Shuttle starten soll, müssen natürlich kommuniziert werden. Gleichzeitig stellt ein Radl-Shuttle nach Paragraf 27 StVo keine Veranstaltung oder Demo dar. Verzichtet darauf, vor Ort Dinge wie Banner oder ähnliches aufzubauen. Es treffen sich Menschen, um gemeinsam eine gewisse Strecke zu radeln. Mehr nicht. Bewerbt die Aktion behutsam. Twitter (#radlshuttle) und Mund-zu-Mund-Propaganda reichen nach unseren Erfahrungen aus, um genügend Leute zu mobilisieren. Insofern ist aber auch keine Anmeldung bei den verantwortlichen Ämtern nötig.

Mach mit!

Dir gefallen der Radl-Shuttle und unsere anderen Projekte? Es gibt viele Möglichkeiten bei Green City e.V. mitzumachen! Unterstütze uns als Mitglied mit Deinem regelmäßigen Förderbeitrag, mit Deiner Spende oder als ehrenamtliche/r Helfer*in. Wir freuen uns auf Dich!

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Radl-Shuttle von Green City e.V., Foto: Green City e.V. / Jan Kliewer

So gelingt Euer Radl-Shuttle

Bestimmt vor dem Start des Radl-Shuttles eine Person, die den Verband anführt und eine Person, die die Nachhut bildet. Optimaler Weise tragen beide Warnwesten. Bildet Zweierreihen und fahrt eher zu langsam als zu schnell. Bei zweispurigen Straßen immer auf der rechten Fahrbahn. Je umsichtiger und rücksichtsvoller Ihr fahrt, desto weniger empfinden andere Verkehrsteilnehmer*innen das Radl-Shuttle als störend. Denn eine Blockade des Verkehrs, die die Pendler*innen verärgert, soll ein Radl-Shuttle keinesfalls sein.

Überlegt Euch klare Zeichen der Kommunikation während der Verband unterwegs ist. Beispielsweise hat sich ein erhobener Arm als Signal etabliert, wenn der Verband anhalten soll. Wechselt die Fahrspur möglichst nicht. Kurze Verzögerungen, durch einparkende Autos oder ähnliches, kann man getrost abwarten. Wiederholt diese Regeln vor jedem Start des Shuttles aufs Neue. Denn im Idealfall kommen jeden Tag weitere Teilnehmer*innen hinzu. Wenn man die genannten Empfehlungen berücksichtigt, steht einem entspannten und sicheren Radl-Shuttle nichts mehr im Wege.

 

Dieses Projekt verfolgt folgende SDGs:

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