Die Münchner Bürger*innen wollen endlich saubere Luft! Dafür gingen sie am heutigen Freitag, 19. Januar 2018, gemeinsam mit unserem „Bündnis für saubere Luft“ auf die Straße. Mit der Aktion erinnerten wir den Münchner Stadtrat an die katastrophale Situation der Luftverschmutzung in der Landeshauptstadt und forderten ihn auf, sein Versprechen für eine Verkehrswende bis 2025 einzuhalten. Ziel ist die Halbierung des fossil angetriebenen Autoverkehrs in München.
In München tragen Diesel-Pkw und der sogenannte „Schwere Nutzverkehr“ insgesamt 91 Prozent zur Stickstoffdioxid-Belastung bei, vor allem auch deshalb, weil die Emissionen von Dieselfahrzeugen im Realbetrieb im Vergleich zu den auf dem Prüfstand festgestellten Werten um bis zu einem Zehnfachen höher liegen. Eine Verkehrswende in München – also eine Förderung abgasarmer Mobilitätsarten – ist nach Meinung unseres Bündnisses daher dringend nötig, um die seit 2010 geltenden gesetzlichen Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) einhalten zu können.
Doch Andreas Schuster, Sprecher des Bündnisses und Bereichsleiter Mobilität bei Green City e.V., stellt fest: „Niemand kümmert sich ernsthaft um saubere Luft und damit die Gesundheit von uns Münchner*innen. Seit einem Jahr fühlen wir uns von allen Verantwortlichen im Stich gelassen!“ Zuvorderst ist hier der Bund zu nennen. Dessen Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ reicht aus unserer Sicht bei weitem nicht aus, die Luftschadstoffbelastung schnellstmöglich in den Griff zu bekommen. Auf Landesebene hat der dafür zuständige Freistaat Bayern kein Konzept mit Fahrverboten vorgelegt, wie vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof bis 31. Dezember 2017 gefordert. Zudem hält der Freistaat ein Gutachten zurück, in dem die rechtlich, verkehrstechnisch und räumlich möglichen Maßnahmen zur Verkehrslenkung und Verkehrssteuerung sowie deren praktische Umsetzbarkeit und Wirkung auf die NO2-Belastung umfassend geprüft wurden. Die von den Automobilherstellern beim „Diesel-Gipfel“ am 2. August 2017 angebotene Softwarenachrüstung bewertete das Umweltbundesamt als unzureichend. Bezogen auf die Landshuter Allee in München könnte damit zum Beispiel lediglich eine Minderung von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht werden. Es wäre jedoch eine Minderung um gut 40 Mikrogramm notwendig, um unter den Grenzwert zu kommen.
„Unsere letzte Hoffnung auf saubere Luft ist, dass der Münchner Stadtrat sein Versprechen von Anfang 2017 einlöst und eine Verkehrswende in München einleitet. Für die Vollversammlung am 24. Januar 2018 erwarten wir, dass er, wie versprochen, den ersten Monitoringbericht zur Münchner Verkehrswende veröffentlicht.“
Sylvia Hladky, Sprecherin des "Bündnisses für saubere Luft"
Beppo Brem, ebenfalls Sprecher des Bündnisses, verdeutlicht die Situation: „In München starben seit Inkrafttreten der Grenzwerte für Stickstoffdioxid statistisch rund 5.000 Bürger*innen vorzeitig an den Folgen der hohen Luftverschmutzung. Der Ort unserer Demonstration, die Steinsdorfstraße, zählt zu den am stärksten belasteten Straßen Münchens. Hier fährt der Tod wortwörtlich durch. Das Zögern und Zaudern der großen Koalition im Stadtrat für eine echte Verkehrswende muss ein Ende haben.“ Insgesamt überschreitet nach Angaben der Regierung von Oberbayern der NO2-Jahresmittelwert seinen Grenzwert an 24 Prozent des 511 Kilometer langen Hauptverkehrsstraßennetzes in München. Davon sind unzählige Münchner*innen betroffen.
Wer sich künftig selbst für Luftreinhaltung engagieren möchte, ist am Mittwoch, 14. Februar 2018, zu unserem „Stammtisch Mobilität und Verkehrswende“ eingeladen. Vielen Dank an unsere ehrenamtlichen Fotografinnen Geneviève Granger und Edeltraud Mayer!
Zum Stammtisch „Mobilität und Verkehrswende“
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