Klimaschutz 5. Juli 2021

Klimaschutz muss man
sich leisten können!
Und Klimawandel
gibt’s umsonst?

Der Umbau von Gasheizung auf Wärmepumpe, der Einkauf von biologischer Kosmetik, die Reise mit dem Zug statt dem Flugzeug – man hört es immer wieder und beim unmittelbaren Vergleich von Bio- und konventionellen Waren im Supermarkt sieht man es auch: Klimaschutz muss man sich wohl oder übel leisten können.

Dieses Argument wird oft gegen Ansätze auf politischer Ebene zum Umstieg auf nachhaltigere Optionen eingesetzt: Da bleibt der Großteil der Bürger*innen auf der Strecke! Wie sollen sie sich das leisten können? Ja, eine Veränderung des Gewohnten zieht erstmal Zeitaufwand und Kosten nach sich. Aber was kostet es die Gesellschaft, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen?

Eine riskante Abwägung

Wenn der Meeresspiegel steigt, müssen höhere Dämme gebaut werden. Wenn Dürre herrscht, müssen sowohl Wasser als auch Lebensmittel von weit her beschafft werden. Und wenn Menschen in Städten hohen gesundheitlichen Risiken aufgrund der schadstoffhaltigen Luft ausgesetzt sind, geht das zu Lasten unseres Gesundheitssystem. Nicht nur der Umstieg auf klimafreundlichere Optionen kostet – auch die klimatischen Veränderungen, die unser Lebensstil hervorruft, werden sehr teuer.

Genaue Zahlen aufzuzeigen ist schwierig, vor allem weil niemand ganz genau abschätzen kann, wie schnell sich das Klima in den nächsten Jahren ändert und was für Folgen das konkret mit sich bringen wird. Und auch in geographischer Hinsicht gibt es große Unterschiede bei den Prognosen: Während in nördlicheren Breitengraden eine Erhitzung um ein oder zwei Grad Celsius zum Beispiel bedeuten würde, dass deutlich mehr Landwirtschaft betrieben werden könnte, wäre eine weitere Erhitzung in den Regionen der Sahara fatal, weil auch die letzten Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Nutzung zunichte gemacht würden.[1] Eine erhöhte Kohlendioxidkonzentration in der Luft hat einen Düngeeffekt, allerdings wären sich häufende Extremwetterereignisse eine Bedrohung für Landwirte. Andere Faktoren würden sich ebenfalls gegenseitig ausstechen: Während bei einer Erderwärmung die Heizung vielleicht öfter mal ausbleiben könnte, müsste man umso mehr Kühlgeräte einschalten.[2]

Umweltverschmutzung hat ihren Preis

Es gab schon vielfältige Ansätze, der Erderwärmung ein Preisschild zu geben: Eine erste Erhebung der ökonomischen Konsequenzen des Klimawandels wurde 2006 durchgeführt. Der 600-seitige „Stern Review on the Economics of Climate Change“ schlussfolgert, dass die Kosten eines unkontrollierten Klimawandels die Kosten für Maßnahmen zu dessen Eindämmung um Einiges übertreffen würden.[3]

In den letzten Jahren mussten die Forscher*innen die Ergebnisse noch einmal nach oben korrigieren: Der Stern-Report von 2006 berechnete die Kosten des Klimawandels auf fünf Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, eine 2020 veröffentlichte Studie von Matthias Kalkuhl und Leonie Wenz schätzt die Kosten auf sieben bis 14 Prozent.[4] In seinem fünften Bericht errechnete der Weltklimarat, dass eine Tonne ausgestoßenes CO2 einen Schaden von 173,50€ verursacht.[5] Und Forscher*innen des University College London und der Nichtregierungsorganisation Carbon Disclosure Project kamen zu dem Ergebnis, dass die Kosten des Klimawandels im Jahr 2070 weltweit rund 4,6 Billionen Euro betragen könnten, im Jahr 2200 sogar 26 Billionen Euro, wenn man nichts gegen die Erderwärmung tun würde.[6] Dann geht man von einer Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts um 4,4 Grad Celsius aus.[7]

Würden wir die maximale Grenze von 2 Grad Celsius gemäß dem Abkommen von Paris einhalten, würde das immerhin nur noch ein Drittel so viel kosten. Eine Überblicksstudie 2016 legt dar, dass ein fortschreitender Klimawandel auf zum Teil drastische Weise die globale Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet.[8]

Der Preis des Abwartens

Fakt ist: Jedes weitere Jahr, in dem wir dem Klimawandel nicht entgegentreten, fordert von künftigen Generationen drastischere und somit kostenintensivere Maßnahmen bei gleichzeitig immer eingeschränkterem Handlungsspielraum. Eine Studie von Benjamin Sanderson und Brian C. O’Neill nimmt an, dass sich die inflationsbereinigten Kosten dafür, das 1,5-Grad-Celsius-Ziel noch zu erreichen, seit 1980 nahezu verdoppelt haben.[9] Und das sind nur die Kosten für die Verringerung der Emissionen, ohne Einberechnung von Schäden durch zunehmende Hurrikans, Überflutungen, Dürren oder Hitzewellen. Irgendwann sind wir für ein Handeln schlichtweg zu spät dran, denn der Klimawandel wartet nicht auf uns.

Handeln – und zwar jetzt

So weiter machen wie bisher, das wäre einfach, praktisch und bequem. Leider ist unser derzeitiges Verhalten für die Erde alles andere als zukunftsweisend. Mit der Verunreinigung von Atmosphäre und Grundwasser mit Schadstoffen, dem intensiven Verbrauch von natürlichen Ressourcen und dem Belasten der Natur mit Abfall gefährden wir das Ökosystem, auf das wir für unser Fortbestehen auf der Erde angewiesen sind. Künftige Generationen werden mit unseren Versäumnissen zu kämpfen haben, wenn wir nicht jetzt handeln. Denn feststeht: Der Umschwung auf nachhaltige Alternativen wird nie mehr wieder so ,günstig‘ und ,effektiv‘ sein wie jetzt.

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[1] klimafakten.de. Behauptung: ‚Die ökonomischen Kosten des Klimawandels sind marginal..

[2] Ebd.

[3] Stern, Nicolas. Stern Review: The Economics of Climate Change.

[4] Kalkuhl, Matthias und Leonie Wenz. The impact of climate conditions on economic production. Evidence from a global panel of regions.

[5] IPCC. Fifth Assesment Report.

[6] dpa und Markus Bauer. Kosten des Klimawandels könnten in die Billionen gehen.

[7] klimafakten.de. Behauptung: ‚Die ökonomischen Kosten des Klimawandels sind marginal..

[8] Carleton, Tamma A. und Solomon M. Hsiang. Social and economic impacts of climate.

[9] Sanderson, Benjamin M. und Brian C. O’Neill. Assessing the costs of historical inaction on climate change.

 

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