Das Hackenplatz-Projekt mit der temporären Umgestaltung und den Bürger*innenbefragungen hat deutlich gezeigt, dass dieser Platz durch kurz- und langfristige Maßnahmen aufgewertet werden kann. Die Chance, hier einen angenehmen, kommerzfreien und klimagerechten Innenstadtplatz für alle zu schaffen, ist machbar.
Mit folgenden Maßnahmen sehen wir gute Chancen, eine nutzer*innenorientierte Umgestaltung des Platzes erfolgreich zu machen.
Zeitnahe Maßnahmen
Längerfristige Maßnahmen
Der städtische Mobilitätskongress mit den bürgerschaftlichen Mobilitätsprojekten ist vorbei. In diesem Rahmen haben wir zusammen mit den Bewegten Quartiere, eine Arbeitsgruppe des Stammtisch Mobilität und Verkehrswende bei Green City, das Projekt Hackenplatz erfolgreich umgesetzt. Was und wie wir das gemacht haben, kannst du hier genauer nachlesen.
Nun wollen wir unsere Lehren und Erkenntnisse aus dem Projekt ziehen. Verstetigung, Nachhaltigkeit und Wandel sind hier die Schlüsselbegriffe. Das Projekt fand im Öffentlichen Raum statt mitten in der Münchner Innenstadt. Wir wollen, dass erholsame und angenehme Treffpunkte für Menschen entstehen. Der Hackenplatz hat das Potenzial dazu.
Neben der Umgestaltung des Platzes zwischen dem 3. und 10. September 2023 haben wir einen öffentlichen Workshop am 11. Juli 2023 für Bürger*innen vor Ort durchgeführt. Wir wollten herausfinden, was die Anwohner und Passantinnen sich von diesem Platz wünschen und wo sie Potenziale sehen.
Viele Menschen passieren den Hackenplatz entlang der Hackenstraße und Brunnstraße. Uns ist aufgefallen, dass es dabei drei Hauptrouten gibt. Die Erste führt auf der nördlichen Seite (Hackenstraße 12) auf dem Gehweg. Hier reduzieren die 5 Poller die Gehwegbreite. Die zwei anderen Routen führen auf der südlichen Seite entlang am Radspielerhaus vorbei. Trotz der breiten Fläche ist es durch 8-12 abgestellte Fahrräder und Motorräder eng. Bemerkenswert ist jedoch die beliebte Route geradeaus von der Ecke des Radspieler-Gebäudes direkt auf der Fahrbahn an den Parkplätzen vorbei in Richtung des Lokals MyTantuni. Gleiches gilt für die Gegenbewegung vom MyTantuni kommend in Richtung Sendlinger Straße. Abkürzen ist menschlich und die aktuelle Gestaltung lädt dazu scheinbar ein. Dieser Trend wurde während der Projektwoche verstärkt. Wiederholt war zu beobachten, wie die Menschen den kürzesten Weg über die Fahrbahn wählten.
Für eine gute Platzgestaltung empfehlen wir, die Wege für den Fußverkehr deutlich zu verkürzen. Insbesondere die Veränderung bzw. Vergrößerung der Gehwegnase an der Ecke Radspieler-Gebäude würde dem Fußverkehr neue Impulse verleihen. Gut geplante Radabstellanlagen sollten dafür sorgen, Gehwegflächen für den Fußverkehr frei zu halten. Dies ist aktuell nicht der Fall, daher sollten mit einem breiteren Gehweg auf der nördlichen Seite die Poller deutlich näher in Richtung Parkplätze verschoben werden.
Die Hackenstraße und Brunnstraße, als Durchfahrtsstraßen zwischen Oberanger und Sonnenstraße, sind Einbahnstraßen. Für den Radverkehr ist die Einbahnregelung ausgesetzt. Die aktuelle Fahrbahnbreite beträgt 7,40 m. Die sehr breite Fahrbahn lädt aus unserer Sicht dazu ein, die vorgeschriebenen 30 km/h maximal auszureizen. Eine Fahrbahnverengung würde helfen, den motorisierten Verkehr zu entschleunigen und mehr Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer*innen zu schaffen. Zusätzlich empfehlen wir eine vorgezogene Gehwegnase an der Ecke des Radspieler-Gebäudes zu bauen. Schrägparken sollte weiterhin die Norm sein.
Unsere Erhebungen zeigen, dass eine verstärkte Platznutzung möglich ist. Im Moment lädt der Platz nicht zum Verweilen ein. Die meisten Passanten (Touristen, Angestellte in der Mittagspause sowie Laufkundschaft) laufen nur durch. Ein ganz anderes Bild bot sich während der Aktionswoche. Die gleichen Personengruppen verhielten sich anders. Jetzt verblieben die Menschen und nutzten die Sitzgelegenheiten für Pausen, zum mobilen Arbeiten oder um sich auszuruhen.
Der Platz kann durch eine weitere Veränderung profitieren. Das städtische Gebäude in der Hackenstraße 12 wird derzeit renoviert. Im Anschluss schlagen wir vor, eine Nutzung mit Parteiverkehr zu etablieren. Dadurch zieht das Gebäude Menschen an, die den umgestalteten Platz nutzen können.
Der Hackenplatz erhält zu bestimmten Tageszeiten direktes Sonnenlicht, trotz der engen Bebauung. Gerade der Radspieler, mit seinem auffälligen Gelbton, erstrahlt, wenn die Nachmittagssonne darauf fällt. Anders ist es auf der Nordseite. Das eher triste Grau des Gebäudes Hackenstraße 12 hilft nicht dabei, den Platz in ein besseres Licht zu rücken. Abends und nachts wird der Platz lediglich von zwei provisorischen Laternen beschienen.
Wir schlagen eine sanfte Bestrahlung der Gebäude vor, um auch das Gefühl von Sicherheit am Platz zu verbessern. Der Radspieler-Brunnen sollte in die Planung miteinbezogen werden. Eine direkte oder indirekte Beleuchtung würde hier einen wesentlichen Mehrwert schaffen.
Der Radspieler Brunnen kommt wenig zur Geltung. Schade, dass die Stadt München hier Geld investiert (Unterhalt und Betrieb) und dieses Invest nicht zur Geltung kommt. Gerade in der sommerlich heißen Innenstadt ist z.B. ein Brunnen ein attraktiver Ort für Abkühlung. Wir empfehlen zudem, den Standort als Trinkwasserbrunnen zu deklarieren.
Lediglich zwei Bäume wachsen hier. Alle Befragten waren sich einig, dass sich hier etwas ändern muss. Um eine sinnvolle Funktion als Innenstadtplatz zu erfüllen, braucht der Hackenplatz mehr Grün. Der positive Effekt des Rollrasens während der Aktionswoche war deutlich.
Wir empfehlen eine schrittweise Entsiegelung und anschließende Begrünung auf der nördlichen Seite rund um die Bäume. Auf der südlichen Seite wäre es vorteilhaft, zwei weitere Bäume zu pflanzen.
Auf den Sitzgelegenheiten lag unser besonderes Augenmerk. In seinem aktuellen Zustand bietet der Platz lediglich am Brunnenrand die Möglichkeit, sich niederzulassen. Besonders für körperlich eingeschränkte Menschen ist dies ungeeignet und für alle anderen eher ungemütlich. Unsere Umfragen haben deutlich gezeigt, was sich die Leute wünschen. Hierzu haben wir jeden Tag, während der Projektwoche einen (neuen) Plan des nördlichen Hackenplatzes aufgehängt. Die Besucher*innen hatten dann die Möglichkeit, mit Hilfe von Stempeln, ihren Wunschplatz für eine Sitzgelegenheit zu markieren. Es standen ein einzelner Stuhl und eine Sitzbank zur Auswahl.
In der folgenden Grafik ist die Platzierung (Sitze und Bänke) während der sechs Veranstaltungstage durch verschiedene Personen sichtbar.
Eine smarte Radinfrastruktur, insbesondere Radabstellanlagen, findet man nicht vor. Die meisten Fahrräder werden provisorisch auf dem Gehweg beim Radspieler, Hackenstraße 7, und gegenüber in der Nähe des Brunnens abgestellt und behindern die Fußgänger bzw. Einkäufer*innen des Radspielers. Zwar gibt es einen Radständer an der Unterführung, Hackenstraße 12. Dieser ist jedoch explizit für die Mitarbeitenden der städtischen Dienststelle im Gebäude vorgesehen.
Aus unserer Sicht braucht der Hackenplatz sinnvolle Radabstellanlagen auf beiden Seiten der Fahrbahn. Es sollten insgesamt nicht weniger als 16 Stellplätze sein. Die Radständer in der Unterführung gilt es für alle zu öffnen.
Kontakt
Bewegte Quartiere, eine Arbeitsgruppe des Stammtisch Mobilität und Verkehrswende bei Green City e.V.