Deutschland verfehlt seine nationalen Ziele für 2020 krachend. Die bisher für die Zielerreichung 2021 bis 2030 vorgesehenen Maßnahmen und „Zertfikat“-CO2-Preise für den Verkehrs- und Gebäude-Sektor aus dem „Klimapaket“ der Bundesregierung reichen nach eigenem Bekunden nicht aus, um die europarechtlich verbindlichen CO2-Emissionsminderungen zu erreichen – und das wird teuer: Die Nationale Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“ prognostiziert Strafen bis 63 Milliarden Euro, zahlbar aus dem Bundeshaushalt. Weitergehende Maßnahmen bis 2050 („Klimaneutralität“) sind aufgelistet, aber definitiv unzureichend.
Lichtblicke gibt es: Im (internationalen) Stromsektor sind veränderte Investitionsmuster klar erkennbar; Leitmärkte für Verkehr, Energie und Gebäude könnten die Technologielandschaft stark decarbonisieren; das vorhandene Portfolio klimafreundlicher Optionen erlaubt Flexibilität und Maßnahmenpakete, auch in anderen Sektoren (Landwirtschaft, Flüge). Auch in Deutschland hat zumindest die Energiewende spätestens nach den Ergebnissen der Kohle-Kommission wieder ein neues Ziel; auch ist klar, dass deutlich weitergehende Maßnahmen sowie CO2-Preissignale kommen müssen – wenn auch Ausmaß und Schnelligkeit noch heftig umstritten sind. Aber der Strukturwandel geht viel zu langsam voran – das hat strukturelle Ursachen. Es mangelt nicht an Ideen und (technischen) Potentialen, wohl aber an Strategien. Darüber wollen wir uns informieren lassen und mit Dr. Felix Christian Matthes, Öko-Institut für Angewandte Ökologie e.V. (Berlin) diskutieren.