Zu Fuß gehen könnte so schön sein… wenn die Gehwege hindernisfrei begehbar wären! Die Realität sieht leider allzu oft anders aus: Gehwege werden häufig als Abstellraum missbraucht und so zugestellt, dass zwei Personen nicht mehr entspannt nebeneinander gehen oder sich begegnen können ohne einander auszuweichen zu müssen.
Ob (radelnde) Schulkinder, Menschen mit Sehbehinderung, Personen mit Kinderwagen, Rollstuhl, Rollator oder Rollkoffern: Fußgänger*innen sollten den Bürgersteig eigentlich sicher und komfortabel benutzen können.
Viel zu oft ist das in München leider nicht der Fall und der Respekt vor dem Schutzraum Gehweg lässt mancherorts sehr zu wünschen übrig: geparkte Autos, Motorräder, ja, sogar Anhänger und Camper … der Gehweg wird gern als Abstellfläche für Fahrzeuge gesehen, die dort eigentlich nichts, aber auch gar nichts zu suchen haben. Das muss sich endlich ändern! Denn jedes Jahr verunglücken in Deutschland rund 10.000 Menschen bei Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit parkenden Autos. Viele dieser Unfälle passieren, weil Fußgänger*innen von zugeparkten Gehwegen auf die Fahrbahn ausweichen müssen [1].
Nicht nur Bürger*innen, auch die verkehrsüberwachenden Behörden (in München ist das die Polizei oder die Kommunale Verkehrsüberwachung KVÜ, je nach Viertel) haben ein großes Interesse daran, dass auch zu Fuß Gehende ihre Wege sicher zurücklegen können. Die Polizei / die KVÜ kann jedoch nicht überall gleichzeitig sein, weshalb sie auf die Hilfe von Bürger*innen angewiesen ist. Wenn auch Du Gehwege kennst, die wegen dort abgestellter Fahrzeuge häufig oder immer schlecht begehbar sind, also wenn zwei Personen nicht mehr nebeneinander gehen oder sich entspannt begegnen können (Restgehwegbreite sollte 2,50m nicht unterschreiten! [2]), dann solltest Du unbedingt aktiv werden. In diesem Artikel bekommst Du Tipps, wie Du zugeparkte oder anderweitig zugestellte Gehwege frei bekommst.
Ohne Wenn und Aber: Auf Gehwegen geparkte Autos stehen dort illegal, außer, das Parken wird durch ein Parkgebotsschild gewährt. Es ist natürlich auch illegal, einen Wagen mit nur zwei Reifen auf dem Gehweg zu parken. Es ist nicht nur illegal, sondern für zu Fuß Gehende gefährlich oder zumindest oft ärgerlich. Es gibt weder ein Gewohnheitsrecht, noch einen sog. „Parkdruck“, der das legitimieren würde. Leider scheint dieses Parkverhalten in manchen Straßen von der Verkehrsüberwachung seit Jahren geduldet zu werden nach dem Motto: Wenn sich niemand beschwert, wird der Zustand von zu Fuß Gehenden wohl akzeptiert.
Wichtig ist erstmal, dass Du etwas tust!
Deinen Unmut über das rücksichtslose Verhalten des/der Autofahrenden kannst Du direkt dem falsch Parkenden gegenüber ausdrücken:
Also: Immer etwas in der Tasche haben, damit auch illegal Parkende, die gerade „nur beim Bäcker“ sind, darauf aufmerksam gemacht werden, dass das Verhalten nicht ok ist. Die eingeschaltete Warnblinkanlage, die oft als Legitimation angesehen wird, ist tatsächlich das Eingeständnis: Ich tue etwas Unrechtmäßiges und ich weiß das.
Bist Du verärgert, weil illegales Parken in München von der Verkehrsüberwachung oft toleriert wird? Kommuniziere das! München schneidet bei der konsequenten Ahndung von Falschparkenden im deutschlandweiten Vergleich besonders fußgängerfeindlich ab [1]. Bring Deinen Unmut über die gängige Praxis des illegalen Parkens zum Ausdruck! Illegales Parken ist kein Kavaliersdelikt, es ist rücksichtslos, nervig und für andere – besonders für Kinder – oft lebensgefährlich. Wie kannst Du Verantwortliche anschreiben?
Für den permanent zugeparkten Gehweg in Deiner Straße oder auf Deinem täglichen Weg findest Du vielleicht sogar Verbündete, die mithelfen, diese Gehwege durch o.g. Aktionen wieder begehbar zu machen. Je mehr Widerstand es gibt, umso schneller kommen Verbesserungen!
Dann beantrage eine oder mehrere Radabstellanlagen bei Deinem Bezirksausschuss! Du musst dort nicht selbst ein Rad abstellen wollen, die Entlastung des Gehwegs ist auch ein triftiger Grund für den Antrag. Mithilfe von diesem Formular und der beigefügten Anleitung geht das ganz einfach:
Es gibt eine gemeinsame Meldeseite für behindernd abgestellte E-Scooter von Bolt, voi und lime, auf der man den Standort ganz schnell melden kann:
Auf dem Gehweg gibt es z.B. dort abgestellte und nicht mehr benötigte Bauschilder oder andere Hindernisse, die dazu führen, dass sich zwei Menschen nicht ungehindert begegnen können? Melde das ganz einfach telefonisch oder schriftlich dem Baureferat der Stadt.
Für Gehweg-Verschmutzungen oder Beschädigungen hat die Stadt die Plattform Machmuenchenbesser.de eingerichtet, wo Meldungen gesammelt und an die zuständigen Stellen weiterleitet werden.
Du kannst wirklich viel zur Verbesserung der Gehwegsituation für die – leider noch immer wenig respektierten – Verkehrsteilnehmenden, die Fußgänger*innen, beitragen. Es ist schon wegen der von der Stadt angestrebten Verkehrswende und der Vision von null Verkehrstoten (Vision Zero) eigentlich höchste Zeit, dem Fußverkehr den roten Teppich auszulegen oder wenigstens dafür zu sorgen, dass dieser sicher und angenehm unterwegs sein kann.
Also: Auf geht’s! Wir erobern uns die Gehwege zurück! Vielen Dank, dass Du Dich engagierst.
Diese Initiative ist im Rahmen unseres Stammtisches Mobilität und Verkehrswende entstanden.
Stammtisch Mobilität und Verkehrswende
[1] Hier gibt’s die Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe zum Ahnden von illegalem Parken in deutschen Städten
[2] Wie breit sollen Gehwege sein?
[3] Spuckis bekommt man z.B. hier
[4] Die gelbe Karte vom VCD gibt’s hier