Klimaschutz 2. August 2021

Wenn der Wind an Tempo verliert. Warum auch Starkregen im Sommer eine Folge des Klimawandels ist

Der Sommer 2021 ließ hinsichtlich Sonnenschein bisher eher zu wünschen übrig. Während die letzten Sommer vor allem durch Hitzewellen und Trockenheit gekennzeichnet waren, fielen im diesjährigen Juni und Juli in vielen Bundesländern starke Regenfällen nieder.

Dabei wurden in den Katastrophengebieten innerhalb von nur 72 Stunden Niederschlagsmengen von über 180 Liter pro Quadratmeter gemessen. Das ist die doppelte Niederschlagsmenge, die sonst zu dieser Jahreszeit dort innerhalb von einem Monat fällt. Auslöser war hierfür die sogenannte Trogwetterlage. In den 1960er Jahren trat diese an etwa 14 Tagen im Jahr auf. Seit 1970 jedoch kommt sie jährlich an etwa 28 Tagen vor.[1]

Die großen Dürren als Folge der Erderwärmung sind hierzulande also weitgehend ausgeblieben. Ist die Gefahr also gebannt und die ,,Klimakrise“ in Deutschland noch längst nicht so schlimm, wie vielerorts prophezeit? Eine solche Schlussfolgerung mag naheliegen, doch sie ist ein Trugschluss. Auch Wetterlagen wie Starkregen sind eine von zahlreichen Facetten des Klimawandels, denn neben anderen Extremwetterereignissen wie Dürre, Tornados, Vulkanausbrüchen und Tsunamis sorgen wärmere Temperaturen in der Atmosphäre auch für heftigere Regenfälle.

Wetter am laufenden Band

In unseren Breitengraden ist hierfür vor allem die Mechanik des Polar-Front-Jetstreams entscheidend: Dieser ist vielen sicherlich vor allem ein Begriff, weil Flugzeuge, die von Westen über den Atlantik unterwegs sind, sich gerne vom Jetstream mitschieben lassen. In erster Linie sind Jetstreams aber keine Flugzeugtransporter, sondern Starkwindbänder, die Hoch- und Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel von West nach Ost schieben. Jahrelang galt dieser „Wettermotor“ als extrem verlässlich. Die höheren globalen Durchschnittstemperaturen jedoch sorgen dafür, dass die Jetstreams deutlich an Tempo verlieren. Aber wie genau hängt der Jetstream mit unserem Wetter zusammen? Und wieso müssen wir uns deshalb in Zukunft häufiger auf Regenfluten einstellen?

Von Wolken und Winden

Als Jetstreams werden die stärksten Winde bezeichnet, die auf der Erde auftreten. Sie verlaufen zwischen Tropo- und Stratosphäre in acht bis zwölf Kilometern Höhe. Sie entstehen, wenn die warme Luft aus der Äquatorregion in Richtung Nordpol strömt. Durch die Erdzirkulation werden sie kurz vor der Arktis nach Westen abgedrängt, der Temperatur- und Druckunterschied zwischen den warmen Winden und der kalten Polarluft beschleunigt die Luftmassen zu einem Wind mit einer Stärke von bis zu 500 Kilometern pro Stunde. Seit vielen Jahren jedoch wird die Arktis aber stetig wärmer. Das Eis schmilzt und kann in flüssiger Form weniger Sonnenlicht reflektieren. Die Erderwärmung nimmt zu.

Ein Teufelskreis, der auch den Jetstream beeinflusst: Der geringere Temperaturunterscheid zwischen der warmen Polarluft und den Temperaturen auf der Nordhalbkugel entschleunigt den entstehenden Jetstream. Er weht deutlich langsamer und beginnt zu mäandern. Die Kurven im Jetstream erlauben es folglich, dass sowohl heiße Luft aus dem Süden weiter nach Norden und kalte Luft aus dem Norden weiter nach Süden vordringen. Und nicht nur das: Durch die langsamere Fortbewegung des Winds verweilen die Wetterlagen viel länger als sonst üblich über einer Region. So lassen sich beispielsweise sehr langanhaltende Dürrephasen erklären. Außerdem kann eine um ein Grad Celsius erwärmte Luftmasse sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen.[2] Regenfälle werden stärker, wenn es wärmer wird.

Mit dem Phänomen der Jetstream-Verlangsamung konnten Expert*innen einige der letzten Extremwetter erklären: Das Schneedestaster in Großbritannien 2010, der Rekordsommer in Deutschland 2019, die Hitzewelle in Kanada und den USA 2021 – und eben auch die Flutkatastrophe vor ein paar Wochen in Deutschland.

Erhitzung aufhalten, um Winde zu beschleunigen

Große Hitze macht also nicht nur uns zu schaffen – auch dem Wind geht im wahrsten Sinne die Luft aus, wenn sich die Erde weiter erwärmt. Und zur Erderwärmung trägt der Mensch wesentlich bei. Durch den übermäßigen Ausstoß von Treibhausgasen zum Beispiel, der die Ozonschicht der Stratosphäre beschädigt und somit mehr Sonnenlicht auf die Erde gelangen lässt. Um Ereignisse wie die Fluten in West- und Süddeutschland in Zukunft zu verhindern, brauchen wir nicht nur ein verbessertes Katastrophen-Frühwarnsystem. Viel wichtiger ist es, die Erde nicht noch weiter mit der Emission von Treibhausgasen zu belasten, um die Erwärmung aufzuhalten oder zumindest einzudämmen. Denn sonst könnten Fluten, Dürren oder Tornados Deutschland und die Welt zukünftig noch öfter, noch schneller und noch härter betreffen.

[1] https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos/wetterextreme-das-neue-normal-102.html

[2] https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos/wetterextreme-das-neue-normal-102.html

 

Zurück zur Kampagne Klimawahl

Mehr zum Thema Klimaschutz

Mehr News und Veranstaltungen

Unsere Webseite verwendet Cookies. Mehr dazu findest du in unserer Datenschutzerklärung.
Notwendige Cookies
Tracking
Notwendige Cookies oder Alles akzeptieren