Klimaschutz 1. März 2024

2024 – 1,5 Grad-Ziel verfehlt?

Ein außergewöhnlich warmer Start ins neue Jahr.

Wie bereits im Dezember erahnt, ist 2023 nun offiziell das wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnung. Die mittlere Temperatur lag 1.48°C über der Durchschnittstemperatur des vergangenen Jahres (Copernicus, 2023). Der überdurchschnittlich warme Januar sorgt nun für neue Schlagzeilen. Erstmals war das globale Mittel einer 12 Monate langen Periode (Februar 2023-Januar 2024) über 1,5°C wärmer als die vorindustrielle Zeit (Copernicus, 2024).

 

Daten: IGCC & Copernicus

Das Pariser Klimaschutzabkommen

Das 1,5-Grad-Ziel wurde auf der Weltklimakonferenz in Paris beschlossen. 2015 entschieden fast alle Staaten der Welt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Um das Problem zu lösen sind weltweite, grenzüberschreitende Kooperationen nötig. Fast alle Länder stimmten dem Abkommen zu und verpflichten sich zu Klimaschutz. Daraus resultiert ein neues, weltweites Klimaschutzabkommen mit drei grundlegenden Zielen. Die durchschnittliche globale Erwärmung soll deutlich unter 2°C bleiben. Besser: der maximale Temperaturanstieg bleibt unter 1,5°C. Maßnahmen zur Klimaanpassung sollen weiter gefördert werden, um potentielle Schäden durch die Erderhitzung zu verringern oder zu vermeiden. Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht willkürlich ausgewählt, sondern basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und soll vermeidbare katastrophale Folgen des Klimawandels verhindern. (Europäische Union, 2023)

 

 

 

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Wurde das 1,5 Grad Ziel verfehlt?

Jein. Das kommt ganz auf die Betrachtungsweise an. Schaut man lediglich auf die letzten 12 Monate, dann wurde das 1,5-Grad-Ziel überschritten. Klimaforschung bezieht sich jedoch meistens auf langjährige Messreihen, Perioden von 10, 20 oder 30 Jahren. Diese Grenzüberschreitung sollte noch nicht als verfehltes Ziel betrachtet werden, sondern vielmehr als Warnsignal.  Der starke Temperaturanstieg 2023 und Anfang 2024 ist unter anderem dem El Niño Effekt zuzuordnen. El Niño hat dazu beigetragen, dass 2023 außergewöhnlich heiß war. Das darf jedoch nicht über den Einfluss des Klimawandels hinwegtäuschen. Stürme, Waldbrände, Dürren und Hitzewellen nehmen ganz unabhängig von El Niño zu.

Was versteht man unter El Niño?

Alle zwei bis sieben Jahre tritt dieses natürliche Wetterphänomen mit globalen Auswirkungen als Teil eines Strömungssystems im Pazifik auf. Das Strömungssystem ist auch als El Niño Southern Oscillation (ENSO) bekannt und wechselt alle paar Jahre zwischen El Niño, La Niña und einer neutralen Phase ab.

Durch die Sonneneinstrahlung ist das Wasser an der Oberfläche des Pazifiks wärmer als das in der Tiefe. Normalerweise sorgen starke Passatwinde dafür, dass sich dieses an der Küste von Südostasien sammelt. Zugleich steigt kühles, nährstoffreiches Tiefenwasser an der Südamerikaküste auf. Diese Wetterlage sorgt für trockene Bedingungen in Südamerika und starke Regenfälle in Südostasien. Alle paar Jahre schwächen die Passatwinde ab und sorgen für eine umgedrehte Wetterlage.

In Südostasien und in Australien kann El Niño zu starken Dürren führen. In den USA, Süd-, und Mittelamerika folgen starke Regenfälle und die Wassertemperatur vor der Südamerikanischen Pazifikküste steigt um bis zu 5°C. Auch in der globalen Durchschnittstemperatur macht sich El Niño bemerkbar, denn weltweit werden Hitzewellen durch El Niño noch intensiver.

L’Heureux (2014)

Es ist nicht zu spät!

Bis das Klima dauerhaft um 1,5°C wärmer ist, haben wir nicht mehr viel Zeit. Zurzeit sagt man, dass die globale Mitteltemperatur um 1,1°C über der mittleren Temperatur des Zeitraums 1850-1900 liegt (IPCC, 2023).

Die Erwärmung von Landmassen erfolgt im Allgemeinen schneller als die der Ozeane, was sich auch in der durchschnittlichen globalen Erwärmung widerspiegelt. Landmassen liegen etwa 0,4°C bis 0,5°C über dem globalen Durchschnitt von 1,1°C. Über dem Ozean liegt die Temperatur um den gleichen Wert unter dem globalen Durchschnitt (IPCC 2023). Einzelne Regionen der Erde erwärmen sich schneller als andere. In den Alpen spricht man mittlerweile schon von einem Temperaturanstieg von 2°C (DAV). Sibirien und die Arktis sind besonders stark betroffen vom Klimawandel. Der Temperaturanstieg ist dort um ein Vielfaches höher als im Rest der Welt. In Sibirien werden jährliche Temperatur-Anomalien von 6°C erreicht (Copernicus, 2020).

Der neueste IPCC Report zeigt: Wenn wir die Erderwärmung unter 1,5°C halten wollen, müssen Treibhausgasemissionen noch diese Dekade sehr schnell abnehmen (IPCC 2023). Seit dem Pariser Klimaabkommen haben wir bereits viel Zeit verloren. 2015 ging man davon aus, dass die Erderwärmung im Jahr 2045 den Grenzwert von 1,5°C erreichen würde. Mittlerweile wurde es auf das Jahr 2034 korrigiert. Zunehmende Treibhausgas-Emissionen in Kombination mit natürlichen Wetterphänomenen wie El Niño lassen die Durchschnittstemperaturen schneller steigen, als 2015 gedacht (Copernicus, 2023 2). Der Klimawandel existiert. Die neuesten Temperaturrekorde zeigen es uns wieder einmal. Auch wenn es unwahrscheinlich erscheint, dass die 1,5-Grad-Grenze eingehalten wird, lohnt sich jede Anstrengung. Wir müssen jetzt etwas unternehmen und gemeinsam gegen den Klimawandel vorgehen. Kollektive Anstrengungen und Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen können den Klimawandel bremsen und uns eine lebenswerte Zukunft sichern. Nehmen wir das erste punktuelle Überschreiten der 1,5-Grad-Marke als ernstzunehmenden Warnschuss.

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